Neon Nether: Groningen -- a tabletop RPG

Set in a dark and dystopian world, Neon Nether takes place after the collapse of the Soviet Union. A European unification process was initiated, but ultimately culminated in the dictatorship of the European Federation (EF), which now controls almost the entire continent. Especially in the Western region, civil war has been raging for several years as various resistance groups attempt to restore the previously existing democratic nation-states. The city of Groningen has become one of the so-called contested cities, with different factions vying for power in an ongoing but largely frozen conflict. Even though the government controls most of the districts, there are other important players. Besides EF loyalists and nationalists, as well as anarchists, several criminal syndicates have also settled in the city. Groningen even has its own warlord (a renegade military commander) and recently a fanatical religious order has formed. Of course, numerous megacorporations with their own interests are also involved...

However, this is not the future: Neon Nether is Retro-Cyberpunk! In this alternate timeline it's just before the turn of the millenium. People go about their lives and walk the streets without being constantly reachable via mobile devices. Their daily routine is shaped by technology which manifests in the form of bulky, flickering CRT monitors as well as screeching modems making analogue connections over landlines to the isolated EuroNET. Furthermore there are early cybernetic limbs developed as part of a secret military program that have just made their way onto the black market. This explosive mixture is further reinforced by the phenomenon of Black Metal: Officially banned by the government, it has struck the nerve of a generation and is on its way to becoming the dominant subculture that fuels youth rebellion against tyranny! The game's aesthetics are thus characterized by the stark contrast between the polished chrome of the technological age reflecting neon advertisements and the dark, occult imagery of archaic forces, which strongly underscores the dichotomy of human nature.

Even in terms of game mechanics, the RPG breaks new ground and tries out innovative concepts. There are no experience points, so players are not tempted to fall into the anti-pattern known as "farming." The attribute system includes custom, user-defined attributes in addition to the main ones, allowing for the creation of truly unique characters that are still instantly recognizable as distinct even if they have identical primary attributes. With the optional advanced rules, there are 40 (!) character classes with unique abilities, allowing for a wide variety of campaign types. The combat system is quite different from the usual "bash until you fall" approach, too: In addition to physical health and initiative, characters also have a "calm" value that reflects their mental state. For example after most of their allies fall in battle, it becomes increasingly likely that a character suffers a nervous breakdown, even if they are still physically unscathed. The psychological aspect of combat, coupled with the various abilities of the individual classes, allows for a significant strategic depth instead of organizing fights through repetitive dice rolls only.

Neon Nether is not just another role-playing system but a detailed, sophisticated framework for exploring the meaning of human existence and the societal forms man creates. In all of this, it is cyberpunk in and out: The entire brutal, filthy world is dominated by various shades of gray; good and evil in their pure form practically do not exist. But instead of sugarcoating the fringes of human behavior, the game drags them into the harsh glare of neon lights: This is a world where excessive violence, exploitation, sexism and dehumanization flourish with gusto. It's a role-playing game for psychologically stable adults. █

Neon Nether spielt in einer düsteren, dystopischen Welt: Nach dem Fall der Sowjetunion begann ein europäischer Einigungsprozess, der jedoch in letztlich in der Diktatur der Europäischen Föderation (EF) gipfelte, die beinahe den gesamten Kontinent umfasst. Insbesondere im Westen herrscht seit einigen Jahren Bürgerkrieg, da verschiedene Widerstandsgruppen die vormaligen demokratischen Nationalstaaten wiederherstellen wollen. Groningen ist eine sogenannte umkämpfte Stadt: Hier ringen unterschiedliche Fraktionen in einem größtenteils eingefrorenen Konflikt um die Macht und auch wenn die Regierung die meisten Viertel hält, gibt es andere wichtige Kräfte. Neben EF-Loyalisten und den Nationalisten sowie den Anarchisten haben sich auch mehrere Verbrechersyndikate in der Stadt niedergelassen. Groningen hat sogar einen eigenen Warlord (ein abtrüniger Oberst) und kürzlich hat sich ein fanatischer religiöser Orden gebildet. Natürlich gibt es auch zahlreiche Megakonzerne mit ihren eigenen Interessen ...

All dies ist aber kein Bild der Zukunft: Neon Nether ist Retro-Cyberpunk! In der alternativen Zeitlinie steht die Welt gerade vor der Jahrtausendwende, die Menschen gehen durch die Straßen, ohne über Mobilgeräte ständig erreichbar zu sein. Ihr Leben wird durch Technik bestimmt, die in Form von klobigen und flimmernden Röhrenmonitoren sowie kreischenden Modems daher kommt, welche zur Einwahl ins abgeschirmte EuroNET analoge Verbindungen über Telefonleitungen herstellen. Dazu kommen im Rahmen eines geheimen Militärprogramms entwickelte frühe kybernetische Glieder, welche gerade ihren Weg auf den Schwarzmarkt gefunden haben. Zu dieser explosiven Mischung gesellt sich außerdem das Phänomen des Black Metal: Durch die Regierung offiziell verboten, hat es den Nerv einer Generation getroffen und ist auf dem besten Weg, die bestimmende Subkultur zu werden, welche die Rebellion der Jugend gegen die Tyrannei anheizt! Die Spielästhetik ist somit geprägt vom Kontrast zwischen poliertem, die Neonreklame reflektierenden Chrom des Technikzeitalters und dem düster-okkulten Erscheinungsbild archaischer Urkräfte, welche die Zweigesichtigkeit der menschlichen Kreatur ausdrucksstark hervorheben.

Auch in der Spielmechanik geht das Rollenspiel neue Wege und testet innovative Konzepte aus. Es gibt keine Erfahrungspunkte, so dass die Spieler gar nicht erst in Versuchung kommen, in ein Muster zu verfallen, das als „Farming” bekannt ist. Das Attributssystem sieht zusätzlich zu den Hauptattributen auch benutzerdefinierte vor, um ganz einzigartige Charaktere erstellen zu können, die selbst dann, wenn sie identische Hauptattribute hätten, noch als völlig verschieden erkennbar wären. Zusammen mit den Erweiterungsregeln gibt es 40 (!) Charakterklassen mit einzigartigen Fertigkeiten, so dass die unterschiedlichsten Kampagnentypen spielbar werden. Das Kampfsystem ist weit vom gängigen Hau-drauf-bis-zum-Umfallen entfernt: Neben der körperlichen Gesundheit und ihrer Initiative haben die Charaktere auch einen „Ruhe”-Wert. Nachdem ein Großteil seiner Verbündeten ins Gras gebissen haben, wird immer wahrscheinlicher, dass ein Charakter die Nerven verliert, selbst wenn er noch komplett unverletzt ist. Der psychologische Aspekt des Kampfes ermöglicht zusammen mit den verschiedenen Klassenfertigkeiten eine erhebliche strategische Tiefe, anstatt Kämpfe durch die immer gleichen Würfelorgien abzubilden.

Neon Nether ist nicht einfach ein weiteres Rollenspielsystem, sondern ein detailverliebtes, ausgefeiltes Rahmenwerk zur Erkundung der Bedeutung des Menschseins und der durch den Menschen hervorgebrachten Gesellschaftsformen. In all dem ist es durch und durch Cyberpunk: Die gesamte brutale, schmutzige Welt ist beherrscht von den unterschiedlichsten Grautönen, Gut und Böse in Reinform treten praktisch nicht auf. Es blendet aber auch die abseitigen Aspekte menschlichen Handelns sicht aus sondern zerrt sie im Gegenteil ins grelle Neonlicht: Dies ist eine Welt, in der durchaus auch exzessive Gewalt, Ausbeutung, Sexismus und Menschenverachtung die herrlichsten Blüten treiben. Es ist ein Rollenspiel für psychisch stabile Erwachsene. █